Auf dem Kinzigtalradweg

Um 5 Uhr war die Nacht vorbei, mein Körper wollte nicht mehr schlafen, er wußte ja was ihm bevorstand. Auf dem Kinzigtalradweg sollte es von Freudenstadt nach Haslach gehen.
Dumm war seine Idee nicht! Wenn ich aufstehe, dann kann ich ja einen Zug eher nehmen und habe mehr Zeit für die Tour. Vielleicht rechnete er damit, dass er dann nicht so gescheucht wird.
Also stand ich kurz entschlossen auf und lies Gabi weiterschlafen. Um 6.30 Uhr war ich am Bahnhof und nahm den Zug nach Freudenstadt. Eine Menge Leute waren so früh am Sonnabend schon am Bahnhof, mußten wahrscheinlich zur Arbeit.
Um 7.50 Uhr kam ich in Freudenstadt Stadt an. Diesmal mußte ich aber quer durch die Stadt um den Aufstieg auf der anderen Seite zu nehmen. Ungefähr 100 Höhenmeter ging es hoch. Oben auf dem Berg kamen dann auch die ersten Sonnenstrahlen hervor, allerdings nur bis in die Baumwipfel. Von ungefähr 840m Höhe ging es danach 200 m Höhenmeter ziemlich steil bergab bis zur Talsperre der kleinen Kinzig.

Talsperre der kleinen Kinzig

Nach der Talsperre bin ich dann in ein enges, einsames Tal gekommen. Es ist düster und kalt, Nebel liegt im Tal, keine Menschenseele ist zu sehen, nur vereinzelte Gehöfte liegen an den Hängen und ein einsamer Radfahrer braust auf der schmalen Straße wie Speedy Gonzales das Tal hinunter.
Bei Schenkenzell bin ich dann auf das (große) Kinzigtal gestoßen. Von dort ging es auf dem offiziellen Radweg weiter.
Schiltach ist sehr schön, viele Fachwerkhäuser, es ist wirklich sehenswert. Über Wolfach und Hausach ging es weiter auf dem Radweg bis nach Haslach, dem geplanten Ziel meiner Reise. Allerdings war es erst 11.30 Uhr als ich dort ankam, das war 3 Stunden vor der geplanten Zeit. Ich war wohl doch etwas schnell gefahren, es ging aber auch immer schön bergab. Da konnte man mit 25 – 30 km/h fahren. Und dann war da ja noch die eine Stunde, die ich eher los bin.
Damit stand nun auch fest – ich fahre bis Offenburg im Rheintal, dem Ende des Kinzigtalradwegs. Das wären dann noch einmal 30 km, 55 hatte ich schon hinter mir. Aber erst wollte ich mich stärken, mein geschlauchter Körper schrie nach einem Kaffee und einer Butterbrezel. Also ging es mitten in die Stadt hinein. Dort war natürlich wieder Bauernmarkt, wie in allen Städten zuvor auch schon. Das ist ganz klar nichts für einen Speedy Gonzales, denn dann muß man absteigen und sich durch die Verkaufstände und die quatschenden Einwohner schlängeln. Der gemeine badische Einwohner macht am liebsten sein Schwätzchen mitten auf dem Weg, damit auch möglichst keiner vorbei kommt. Ich denke der Bauernmarkt ist hier mehr zum Schwatzen als zum Einkaufen. Aber Gott sei Dank war ein Bäcker bald gefunden.
Nach Haslach öffnete sich dann das Tal und wurde doch ganz schön breit.

Kinzig nach Haslach

Beeindruckend war dann noch Gengenbach, ein sehr schönes Städtchen. Viele Fachwerkhäuser, viele Touristen, viele Leute in den Kaffees und natürlich wieder Markt. Kaum ein durchkommen durch die Massen.
Gegen 13.30 Uhr erreichte ich Offenburg. Dort war auch großer Einkaufstag, inklusive Markt. Ich hatte noch 30 Minuten bis der Zug fuhr, habe die genutzt um mir ein bisschen Offenburg anzuschauen.
In Offenburg stieß ich auch auf Schilder vom Rheintalradweg. Da mußte ich an Oma & Opa denken, ob die wohl damals auch hier durchgekommen sind?
Um 14 Uhr ging der Zug zurück nach Freudenstadt, d.h. der fuhr in 75 Minuten den ganzen Weg zurück, den ich vorher in 4, 5 Stunden mit dem Rad gefahren bin.
Im Zug saßen neben mir 4 Studenten die mit einem Baden-Württemberg Ticket gefahren sind. Die kannten sich nicht, hatten sich wahrscheinlich über das Internet verabredet und fuhren nun mit dieser Gruppenkarte (bis zu 5 Personen) im Bummelzug bis Stuttgart. Das Baden-Württemberg Ticket ist schon praktisch, ich nutze es auf meinen Reisen auch immer. Für 21 Euro kann man im ganzen Ländle den ganzen Tag Zug fahren. Jeder zusätzliche Reisende zahlt nur 2 Euro mehr.
Mit umsteigen in Freudenstadt war ich dann um 16.22 Uhr wieder in Böblingen.

Ich glaube, die heutigen 85,4 km waren für diese Jahr der Rekord. Allerdings ging es auch von 840m bis auf 160m im Rheintal hinunter.
Vielleicht läßt mich auch bei der nächsten Fahrt mein Körper länger schlafen. Denn nach der heutigen Tour müßte ihm klar sein: mehr Zeit = mehr Kilometer!

Kommentare

2 Antworten zu „Auf dem Kinzigtalradweg“

  1. Avatar von Uschi
    Uschi

    Diese Bauwerke im Stausee waren mir erst einmal ein Rätsel, weil ich so etwas noch nicht gesehen habe. Habe gegoogelt und weiß nun, dass das ein Hochwasserentlastungsturm mit Überfalltrichter zur Ableitung von Hochwasser ist, der ein Überlaufen des Stausees bei extremem Hochwasser verhindern soll.

  2. Avatar von Dachs
    Dachs

    Freuen uns immer wieder über deine sportlichen Aktivitäten und nun schon schriftstellerischen Fähigkeiten. Ganz prima, was dein Körper denkt. Und ich ärgere mich jedesmal beim Lesen deiner Berichte, dass ich dir meine Fahradkarten gegeben habe. Du wirst sie bei aller modernen Elektronik nicht brauchen und ich kann deine Wege schlecht verfolgen. Solche Touren kann man tatsächlich am besten nur allein machen, mit Angetrauter natürlich, aber dann hörts auch schon auf.
    In Offenburg waren wir nicht, sind weiter westlich am Rhein gefahren. In Kehl war dann auch Finale.

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